Gelesene Bücher September 2025
Nicht enthalten in der Rezensionsliste:
- Sophie Edina – Wild Heart beats
- G. Börnsen & A. Kelsner – Raumfragmente
Catherine Strefford – Welcome to my Ghost World
Die Idee und die Story der Erzählung haben mir sehr gut gefallen. Im nachhinein war ich überrascht, wie gut all die Elemente zusammenpassen, die ich beim Mitfiebern übersehen habe. Die Motivationen sind nicht immer sofort erkennbar, aber gerade die machen das Buch sehr lebhaft. Ein überzeugender Coming-of-Age Roman, in dem viel Weltschmerz liegt und aktuelle Themen aufgreift. Lese-Empfehlung!
Sarah Adler – Rabenaas: Wie man die Schatten fängt
Nach „Knochenjob!“ hatte ich einige Erwartungen an dieses Buch. Es ist jetzt nicht so philosophisch, aber dafür hat dieser SF-Fantasy-Mix viel Humor und Klamauk. Andererseits, manche Witze sind so schlecht, dass ich trotzdem über sie lachen musste. Es besitzt viele originelle Ideen, auf die leider nur kurz in der Erzählung eingegangen wird. Insgesamt steckt viel Kitsch im Buch, angefangen bei den Charakteren bis zu den stereotypen Zuschreibungen, aber erst der (optimistische) Nihilismus gibt zwischen den Zeilen und Seiten den Grundton vor – steckt quasi in der Tinte und lässt das Buch in seinem Humor erst richtig scheinen. Mag vielleicht nicht für jeden sein, aber kriegt von mir trotzdem eine Lese-Empfehlung.
Markus Walther – Beatrice – Rückkehr ins Buchland
Der zweite Teil der Trilogie ist nicht nur sehr gut, sondern auch eloquent und überzeugend geschrieben. Regelmäßig wird – wie bei Der unendlichen Geschichte – die vierte Wand durchbrochen, und der Witz ist oftmals wortwörtlich zu nehmen. Viele Anspielungen an andere Autoren und Werke spiegeln sich im Buch, manchmal eher als Metaphern – manchmal figurativ.
Markus Walther – Bibliophilia. Am Ende des Buchlands
Der letzte Teil der Trilogie hadert ein wenig mit sich, es bleibt zwar auf hohem Niveau, aber insgesamt bleibt es gegenüber den Vorgängern eher schwach. Nicht weil es an Ideen ausgeht und der Witz verloren geht, sondern eher um all die ausgefransten Fäden der vorhergehenden Geschichten wieder zusammenzubringen. Insgesamt ist die Buchreihe wirklich gut, nimmt sich nicht ganz so ernst und weiß an den richtigen Stellen, den Humor zu zügeln. Trotzdem ist das Ende – zumindest für mich – nicht ganz so befriedigend.
Sameena Jehanzeb – Frozen, Ghosted, Dead
In diesem SF-Liebesroman-Thriller ist einiges los. Das Worldbuilding ist anfangs etwas langsam und offene Fragen werden erst später in der Erzählung beantwortet, trotzdem geht es ziemlich schnell in die Offensive und die inneren und äußeren Konflikte manifestieren sich in der Geschichte. Schon im ersten Viertel sind die Spuren zum mysteriösen Antagonisten deutlich, doch erst im letzten Viertel öffnen sich die Handlungsfäden zum Höhepunkt.
Sarah Adler – Kann Spuren von Geistern enthalten
Ich kann nicht genug mit Worten ausdrücken, wie sehr mir dieses Buch gefallen hat.
Die Erzählung: sanft, eindringlich, nachvollziehbar, mit Leben gefüllt.
Die Sprache: philosophisch pointiert, eloquent, prosaisch, humorvoll, verspielt.
Die Charaktere: einzigartig, mit Schwächen, mit Stärken, mit Konflikten, liebenswert.
Es ist das stärkste Buch von Sarah Adler; ich hab mitgefiebert und mitgeträumt, und vor allem mitgeheult wie ein Schlosshund, und selbst jetzt – nach einer Nachtruhe – kommen mir Tränen, wenn ich an das Buch denke. Es mag sicherlich Ansichtssache sein, aber für mich ist es das beste Buch, was ich je gelesen habe.
H. G. Wells – Die Insel des Doktor Moreau
Die Geschichte selbst kann gut altern, auch wenn die „Wissenschaft“ darin etwas altbacken ist. Schnell erzählt, und mit gelegentlichen Infodumps, ist es durchaus spannend, wenn auch mit dem damals üblichen Stock im Allerwertesten, den so viele Charaktere von damals intus hatten.
Michael Marrak – Lex Talionis
Michael Marrak – De Profundis
Eine Geschichte aufgeteilt auf zwei Bücher; ein wenig Occult Detective going Dan Brown. Durchaus spannend und interessant, insbesondere das Worldbuilding. Die Struktur erfordert ein wenig mitdenken und aufmerksames Lesen, da sich nur wenig Sachen wiederholen. Eloquent werden religiöse Fantasiekonstrukte eingebaut, welche den Kontext einrunden und durchaus glaubhaft machen; auf der einen Seite, da manche Namen durch Serien wie Supernatural (oder Kolchak für die älteren unter uns) geläufig sind, auf der anderen, da gewisse Aspekte komplett fantasiert sind. Die Charaktere sind teilweise schlicht und stereotyp, aber auch reichhaltig und haben ihre eigenen Stimmen. Teilweise werden sie etwas vom Plot herumgeschubst, teilweise ergeben sich aber dennoch Freiheiten. Insgesamt durchaus empfehlenswert, wenn man auf Paranormal- oder Okkult-Serien wie Supernatural, Grimm, Warehouse 13 oder Kolchak steht.
Lord Dunsany – The King of Elfland’s Daughter
Ich bin mit diesem hundert Jahre alte Werk ein wenig im Clinch. Auf der einen Seite eine sehr poetische Sprache, auf der anderen sehr altertümlich. Das wird dann später trotzdem relativiert, aber in einer Art und Weise, die christlich, aber dann doch nicht wirklich christlich ist. Erinnern wir uns: Knapp 100 Jahre alt das Werk, auf der einen Seite mutig, aber meiner Meinung nach auch sehr naiv. Die ganze Handlung ist obskur, die Charaktere sehr platt und nur die lyrische Seite sticht aus dem Buch heraus.
Tricia Levenseller – The Shadows Between Us
Das Buch war wirklich gut zu lesen, die Erzählung ist flott, spannend und obwohl die Idee jetzt nicht die originellste ist, war sie mit ihren Intrigen und Wendungen nicht ganz so durchschaubar, wie anfangs vermutet. Durchaus intelligent aufgebaut und nicht so plump in der Ausgestaltung wie bspw Alyson Noel. Die Charaktere sind interessant, haben ihre Stärken und Schwächen, wenn auch etwas ungleich verteilt. Das Drama um die Liebe kommt auch nicht zu kurz, wenn auch erst andere Erzählstränge davon profitieren. Insgesamt ist die Romantasy gut, hier und da durchaus schnulzig, aber das muss halt sein.
Mira Lindorm – Coralee und die Mardi Gras Geister
Ein kleines Action-Bonbon für zwischendurch. Eine seichte aber straffe Handlung mit wenig Tiefgang, dafür kunterbunte Charaktere mit lockerer Sprache. Mir gefällt die Serie.
Sameena Jehanzeb – Winterhof
Der Roman selbst sticht mit schönen Illustrationen hervor, welche die Erzählung stilistisch unterstützen. Besonders die Schmuckseiten der Kapitelanfänge heben sich heraus und geben eine besondere Note der Immersion für das Märchen. Insgesamt liegt so die Kraft des Buches in der Bildsprache, die anfangs vielleicht etwas naiv klingt, aber sich später mit Vehemenz Gehör verschafft. Dabei ist die Erzählung stringent und in sich logisch. Insgesamt ein trauriges, aber sehr starkes Buch, das zum Ende leicht in den Stoizismus geht. Lese-Empfehlung.
Sameena Jehanzeb – Siebensteinthal
So ähnlich wie im Film 11:14, in dem verschiedene Ereignisse zusammenlaufen, sind die Kapitel mit den unterschiedlichen Charakteren verbunden. Insgesamt zeigen die Erzählungen schnell den Konflikt auf, nehmen sich allerdings Zeit mit der Lösung. Der Weltenbau ist kohärent und mit jedem neuen Kapitel verliert man sich tiefer in Siebensteinthal – es wird magischer je höher die Seitenzahl ist. Wie so oft bei Cozy Fiction weisen die Charaktere, obwohl sie unterschiedlich sind, Gemeinsamkeiten auf, was die Geschichten relativ vorhersehbar macht. Nicht alles ist jedoch cozy, teilweise geht es in den Grusel/Horror, was eine willkommene Abwechslung ist. Kein Muss, aber empfehlenswert, ist die vorherige Lektüre von „Winterhof“, so dass man den Schluss ein wenig besser versteht.
Walter Moers – Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte
Das neue Buch von Walter Moers ist mit 20 Flabeln – ein Portmanteau aus lustige Fabeln – eher ein Kurzgeschichtenband. Durchaus lustig hier und da, es hat schrullige Charaktere, witzige Ideen, und ist sogar illustriert von Moers. ABER, die Geschichten haben weniger Orm, und die Übersetzung aus dem Zamonischen hat ein wenig darunter gelitten, dass das Deutsch mit seinen nur ca drei- bis fünfhundertausend Wörtern ein wenig ungeeignet ist. Moers versucht ja schon Wortschöpfungen aus dem Zamonischen zu transkribieren, aber teilweise hab ich das Gefühl, es liegt an den zamonischen Wortneuschöpfungen von Hildegunst von Mythenmetz, weil sie an dem gleichen Problem knabberte, als sie die alten Texte aus dem Alt-Zamonischen sammelte und veröffentlichte. Ein mutiges Buch auf jeden Fall, nicht für jeden etwas, es wirkt halt etwas hölzern, weil der Wurm drin ist, aber hier und da gibt es durchaus Unterhaltung.
Samuel R. Delany – Das Einstein-Vermächtnis
Es ist rätselhaft, das Buch, so dass ich es in Teilen nicht ganz verstanden habe. Die Erzählung ist durchaus gut, und für die 60er Jahre als auch heute immer noch originell und aktuell. Die Charaktere tragen ein wenig das Buch und die Handlung, auch wenn die Schichten im Buch nicht ganz so gut auseinander zu halten sind. Die Sprache ist wie schon in Babel-17 ein wichtiger Bestandteil und manchmal muss man ein wenig zurücklesen, um das Geschehen zu verstehen. Mal was komplett anderes – interessant zu lesen auf jeden Fall! – aber in der Gestaltung etwas verwirrend.