Archive for the ‘Allgemein’ Category

Gelesene Bücher September 2025

Posted by Björn on 1st November 2025 in Allgemein, Buch

Romy Wolf – Die Partitur der Gewalt
Die Erzählung ist ein wenig Liebeserklärung an New York in den 1930er Jahren: die Welt ist authentisch und kann die Atmosphäre gut zusammenfassen. Mühelos wirkt die Sprache in den Momenten und Augenblicken, und kann nicht nur die Abgründe der Großen Depression einfangen sondern auch Hoffnung geben, dass doch nicht alles verloren ist. Die Charaktere blenden sich hervorragend in die Geschichte und sind überzeugend geschrieben. Grandiose Partitur der Worte.
Lese-Empfehlung!

Daniel F Galouye – Simulacron-3
Matrix finde ich ja durchaus cool, aber er passt ein wenig besser in unsere Zeit als das (nur halbwegs) zugrundeliegende Buch von Galouye, wo Maschinenschränke ganze Gebäude ausfüllen, Relais klicken, Lampen aufleuchten und Schaltkreise ‚angeregt‘ werden – halt ein Werk der 60er Jahre. Auch andere philosophische Aspekte werden in Matrix beleuchtet als im Buch, aber insgesamt sind beide für sich selbst stehende Gesamtwerke.
Nichtsdestotrotz kann die Geschichte im Buch gut altern. Sie ist stringent, und in sich schlüssig. Und obwohl der Ich-Erzähler Sinnkrisen und Paranoia durchläuft, kann alles durch die im Buch dargelegten Philosophien überzeugen. Die Sprache ist in Teilen sehr technikaffin, aber im übrigen verständlich. Ein typisches „Männer“-Buch der 60er Jahre, aber tatsächlich mal in halbwegs gut.

Dr. Rami Kaminski – Wie schön es ist, nicht dazugehören zu müssen
Dieses Sachbuch kam vor kurzem raus, heute abgeholt und auch sofort mit Interesse durchgelesen. Die von Dr. Rami Kaminski vorgetragener Persönlichkeitstyp des Otrovertiertem beschreibt einen Menschen, der kein Zugehörigkeitsgefühl entwickelt – ein ewiger Außenseiter, der nicht um Geselligkeit bemüht ist.
Es ist in vier Kapitel unterteilt: 1) Was es bedeutet, nicht dazuzugehören, 2) Eine Welt für Mitläufer gemacht, 3) Was es für Vorteile bringt, ein otrovertierter Mensch zu sein sowie 4) Wie lebt man als otrovertierter Mensch.
Das Buch beschreibt einige Kapitel der Kindheit, der Pubertät und Teenagerzeit als auch im Erwachsenenleben anhand von Fallbeispielen als auch aus der Sicht Dr. Kaminskis, der sich selbst als otrovertiert beschreibt.
Seine beliebtesten Fallbeispiele sind Frida Kahlo and Franz Kafka, die diesem Persönlichkeitstyp hätten. Hier und da streut er auch Emily Dickinson und sogar einmal Albert Einstein ein. Es gibt sogar einen Persönlichkeitstest über 40 Fragen (zu je 1-7 Punkten) im Anhang; ab 188 Punkten gäbe es die Wahrscheinlichkeit diesen Persönlichkeitstyp zu haben.

William Kotzwinkle – Dr. Ratte
Das Buch hat eine sehr intensive Erzählung, mehr noch: sie ist eine Satire voll mit zynischen Kommentaren. Ähnlich wie Farm der Tiere von Orwell hält es der Menschheit einen Spiegel vor, und spart nicht an Kritik. Gerade der Anfang ist schwer verdaulich (die Tierversuche werden anschaulich und ekelhaft beschrieben) und erinnern an Claude Bernard und Josef Mengele. Die Tiere werden immer in der Ich-Form dargestellt (nur die Menschen werden in der dritten Person erwähnt) und in fast schon philosophischer Art und Weise wechseln sich die guten und bösen Absichten im Buch ab, und kommen mit viel Getöse und einem eindringlichen Ergebnis zum Ende.

Ann Leckie – Der Rabengott
Das ungewöhnliche an dem Buch ist die Erzählperspektive im Du. Hier und da wechselt es in die Ich-Perspektive, um auf die Vergangenheit einzugehen, aber insgesamt betrachtet ist es eine geschickte Möglichkeit den omnipräsenten Erzähler zu etablieren. Das interessante ist, das Du ist nicht an die Leser gerichtet, sondern an Eolo, den Protagonisten. Der Sprachstil mag zwar erst mal gewöhnungsbedürftig sein, fügt sich allerdings nahtlos in den Weltenbau ein, so dass er sich sogar darüber hinaus entwickelt. Sehr faszinierend! Auch die Charakterentwicklung ist sehr gut ausgebaut und inhärent sind die Konflikte und Motivationen mit dem Weltenbau verbunden.
Es mag etwas anspruchsvoll für durchschnittliche Leser sein und diejenigen vergraulen, die einfach nur eine Geschichte lesen wollen, aber wer sich darauf einlässt, erhält ein einzigartiges Leseerlebnis mit einer faszinierenden Geschichte.

C.C. Holister – Die Farbe der Knochen von Alpakas am Strand
Dieser leichte Horror-Fantasy-Mix lebt durch die Konflikte zwischen den Charaktern. Es thematisiert primär Mobbing und Ausgrenzung, aber auch Selbstmord. Die Erzählung ist mit Intrigen geladen und sticht wortwörtlich in jede einzelne Schwachstelle der Charaktere, so dass sich die Geschichte schnell aufschaukelt und sich alarmierend entwickelt. Insgesamt durchaus gut, aber leider zerfasert es ein wenig durch die Fülle von Perspektiven ein wenig – es braucht dadurch etwas mehr Zeit, sich ordentlich zu entfalten.

Lars Czekalla – Die Klima-Elfe
Das Buch bezeichnet sich selbst als Fantasy-Satire – ich behaupte es ist erotischer Klamauk (leicht kinky) mit sachdienlichen Hinweisen über Klimapolitik. Während der Autor also in seinen männlichen Fantasien schwelgt, und seine Klima-Elfe ihn durch Behaviorismus (Belohnung & Strafe) fügig macht, ergeben sich fachliche Argumente für und gegen Klima-Politik. So schreitet eine lose Erzählung kapitelweise vorwärts, während er aus Studien und insbesonders aus dem Buch „Das grüne Paradoxon“ von Hans-Werner Sinn (Professor für Volkwirtschaft) zitiert. Ein mehr oder weniger orgiastisches Werk (sic!), in dem das Blut relativ schnell zwischen Denk- und Pumpwerk wechselt – und ich denke, das ist alles, was man über dieses Buch wissen muss.

Michaela Göhr – Dreamer: Andersträumer
Es ist durchaus ein guter Thriller, der an den Fundamenten der Realität wackelt. Die Erzählung ist spannend, der Weltenbau durchaus interessant, und grundsätzlich ist die Struktur gut zu verstehen. Die Sprache bewegt sich durchaus auf hohem Niveau, es gibt jedoch vereinzelte kleine Anhäufungen von Adjektiven oder seltsame Beschreibungen, die wahrscheinlich aber nur aufmerksamen Lesern auffallen werden. Die Charaktere sind mit ihren Hintergrundgeschichten gut designt und können das Konfliktpotential im Buch ausschöpfen.

Lia Nilges – Der Kampf um Frieden
Ich hab keine Ahnung, warum das Lektorat die Autorin so schlecht beraten hat. Die Erzählung leidet nicht nur unter mangelndem Sprachgefühl, sondern auch von unnötigen Dialogen sowie unlogischen Konstrukten. (Bspw wird früh etabliert, dass eine magische Portalreise einfach und unkompliziert ist, aber dann muss tagelang mit einem Pferd zum Ziel geritten werden – weil, das macht man ja so.) Der Roman selbst ist auch noch im Präsens geschrieben, was insbesonders Szenen sehr gestelzt wirken lässt. Plus, eine 08/15 Wiederholung der Rahmenhandlung lässt die Geschichte sehr verarmen. Die Sprache wechselt sich ab von einfachen Sätzen mit „Altherrendeutsch“ von anno dazumal (Bsp. S. 92: „Sofort lupft Sebras eine seiner silbrigen Brauen.“) oder anstatt ‚Seite‘ oder ‚Hüfte‘ zu schreiben wird konsequent ‚Flanke‘ geschrieben. Die Charaktere sind ja irgendwie süß, aber auch ziemlich naiv und können nicht für sich selbst stehen. Es mangelt ihnen an ehrlicher Tiefe und teilweise passieren plötzliche „Ich erkläre dir mal eben deine Welt“-Infodumps. Nach einem Viertel des Buches habe ich in den Schnell-Lesemodus gewechselt und es flott beendet.

Dai Sijie – Der kleine Trommler: Drei chinesische Geschichten
Drei chinesische Kurzgeschichten sind in diesem kleinen Buch enthalten. Alle drei haben gemeinsam, dass sie sowohl sehr verspielt als auch sehr düster sind. Auf der einen Seite wird die Situation sehr eindringlich beschrieben, fast schon wie ein Maler auf schlechtem Drogentrip, auf der anderen wird die Traurigkeit der Situation fast schon kafkaesk in einem anderen Licht beleuchtet, so dass die Geschichte einen bittersüßen Geschmack hinterlässt. Es sind starke Geschichten mit einzigartigen Charakteren, die fast wie UDSSR Literatur wirkt, wäre es nicht chinesisch.

Mira Lindorm – Coralee und der Kanalligator: F.E.U. 10
Die Serie ist leider etwas zu kurz für Charakterisierung und eine tiefere Erzählung, wodurch sie eher durch Stereotype und Standarderzählung lebt, aber sie macht Spaß in ihrer Ausgestaltung. In dem Band vertieft sich ein wenig das Worldbuilding, der Humor hat so seine Blüten und wird wie so oft in der Serie eher zum Klamauk.

Gelesene Bücher September 2025

Posted by Björn on 30th September 2025 in Allgemein, Buch

Nicht enthalten in der Rezensionsliste:

  • Sophie Edina – Wild Heart beats
  • G. Börnsen & A. Kelsner – Raumfragmente

Catherine Strefford – Welcome to my Ghost World
Die Idee und die Story der Erzählung haben mir sehr gut gefallen. Im nachhinein war ich überrascht, wie gut all die Elemente zusammenpassen, die ich beim Mitfiebern übersehen habe. Die Motivationen sind nicht immer sofort erkennbar, aber gerade die machen das Buch sehr lebhaft. Ein überzeugender Coming-of-Age Roman, in dem viel Weltschmerz liegt und aktuelle Themen aufgreift. Lese-Empfehlung!

Sarah Adler – Rabenaas: Wie man die Schatten fängt
Nach „Knochenjob!“ hatte ich einige Erwartungen an dieses Buch. Es ist jetzt nicht so philosophisch, aber dafür hat dieser SF-Fantasy-Mix viel Humor und Klamauk. Andererseits, manche Witze sind so schlecht, dass ich trotzdem über sie lachen musste. Es besitzt viele originelle Ideen, auf die leider nur kurz in der Erzählung eingegangen wird. Insgesamt steckt viel Kitsch im Buch, angefangen bei den Charakteren bis zu den stereotypen Zuschreibungen, aber erst der (optimistische) Nihilismus gibt zwischen den Zeilen und Seiten den Grundton vor – steckt quasi in der Tinte und lässt das Buch in seinem Humor erst richtig scheinen. Mag vielleicht nicht für jeden sein, aber kriegt von mir trotzdem eine Lese-Empfehlung.

Markus Walther – Beatrice – Rückkehr ins Buchland
Der zweite Teil der Trilogie ist nicht nur sehr gut, sondern auch eloquent und überzeugend geschrieben. Regelmäßig wird – wie bei Der unendlichen Geschichte – die vierte Wand durchbrochen, und der Witz ist oftmals wortwörtlich zu nehmen. Viele Anspielungen an andere Autoren und Werke spiegeln sich im Buch, manchmal eher als Metaphern – manchmal figurativ.

Markus Walther – Bibliophilia. Am Ende des Buchlands
Der letzte Teil der Trilogie hadert ein wenig mit sich, es bleibt zwar auf hohem Niveau, aber insgesamt bleibt es gegenüber den Vorgängern eher schwach. Nicht weil es an Ideen ausgeht und der Witz verloren geht, sondern eher um all die ausgefransten Fäden der vorhergehenden Geschichten wieder zusammenzubringen. Insgesamt ist die Buchreihe wirklich gut, nimmt sich nicht ganz so ernst und weiß an den richtigen Stellen, den Humor zu zügeln. Trotzdem ist das Ende – zumindest für mich – nicht ganz so befriedigend.

Sameena Jehanzeb – Frozen, Ghosted, Dead
In diesem SF-Liebesroman-Thriller ist einiges los. Das Worldbuilding ist anfangs etwas langsam und offene Fragen werden erst später in der Erzählung beantwortet, trotzdem geht es ziemlich schnell in die Offensive und die inneren und äußeren Konflikte manifestieren sich in der Geschichte. Schon im ersten Viertel sind die Spuren zum mysteriösen Antagonisten deutlich, doch erst im letzten Viertel öffnen sich die Handlungsfäden zum Höhepunkt.

Sarah Adler – Kann Spuren von Geistern enthalten
Ich kann nicht genug mit Worten ausdrücken, wie sehr mir dieses Buch gefallen hat.
Die Erzählung: sanft, eindringlich, nachvollziehbar, mit Leben gefüllt.
Die Sprache: philosophisch pointiert, eloquent, prosaisch, humorvoll, verspielt.
Die Charaktere: einzigartig, mit Schwächen, mit Stärken, mit Konflikten, liebenswert.
Es ist das stärkste Buch von Sarah Adler; ich hab mitgefiebert und mitgeträumt, und vor allem mitgeheult wie ein Schlosshund, und selbst jetzt – nach einer Nachtruhe – kommen mir Tränen, wenn ich an das Buch denke. Es mag sicherlich Ansichtssache sein, aber für mich ist es das beste Buch, was ich je gelesen habe.

H. G. Wells – Die Insel des Doktor Moreau
Die Geschichte selbst kann gut altern, auch wenn die „Wissenschaft“ darin etwas altbacken ist. Schnell erzählt, und mit gelegentlichen Infodumps, ist es durchaus spannend, wenn auch mit dem damals üblichen Stock im Allerwertesten, den so viele Charaktere von damals intus hatten.

Michael Marrak – Lex Talionis
Michael Marrak – De Profundis

Eine Geschichte aufgeteilt auf zwei Bücher; ein wenig Occult Detective going Dan Brown. Durchaus spannend und interessant, insbesondere das Worldbuilding. Die Struktur erfordert ein wenig mitdenken und aufmerksames Lesen, da sich nur wenig Sachen wiederholen. Eloquent werden religiöse Fantasiekonstrukte eingebaut, welche den Kontext einrunden und durchaus glaubhaft machen; auf der einen Seite, da manche Namen durch Serien wie Supernatural (oder Kolchak für die älteren unter uns) geläufig sind, auf der anderen, da gewisse Aspekte komplett fantasiert sind. Die Charaktere sind teilweise schlicht und stereotyp, aber auch reichhaltig und haben ihre eigenen Stimmen. Teilweise werden sie etwas vom Plot herumgeschubst, teilweise ergeben sich aber dennoch Freiheiten. Insgesamt durchaus empfehlenswert, wenn man auf Paranormal- oder Okkult-Serien wie Supernatural, Grimm, Warehouse 13 oder Kolchak steht.

Lord Dunsany – The King of Elfland’s Daughter
Ich bin mit diesem hundert Jahre alte Werk ein wenig im Clinch. Auf der einen Seite eine sehr poetische Sprache, auf der anderen sehr altertümlich. Das wird dann später trotzdem relativiert, aber in einer Art und Weise, die christlich, aber dann doch nicht wirklich christlich ist. Erinnern wir uns: Knapp 100 Jahre alt das Werk, auf der einen Seite mutig, aber meiner Meinung nach auch sehr naiv. Die ganze Handlung ist obskur, die Charaktere sehr platt und nur die lyrische Seite sticht aus dem Buch heraus.

Tricia Levenseller – The Shadows Between Us
Das Buch war wirklich gut zu lesen, die Erzählung ist flott, spannend und obwohl die Idee jetzt nicht die originellste ist, war sie mit ihren Intrigen und Wendungen nicht ganz so durchschaubar, wie anfangs vermutet. Durchaus intelligent aufgebaut und nicht so plump in der Ausgestaltung wie bspw Alyson Noel. Die Charaktere sind interessant, haben ihre Stärken und Schwächen, wenn auch etwas ungleich verteilt. Das Drama um die Liebe kommt auch nicht zu kurz, wenn auch erst andere Erzählstränge davon profitieren. Insgesamt ist die Romantasy gut, hier und da durchaus schnulzig, aber das muss halt sein.

Mira Lindorm – Coralee und die Mardi Gras Geister
Ein kleines Action-Bonbon für zwischendurch. Eine seichte aber straffe Handlung mit wenig Tiefgang, dafür kunterbunte Charaktere mit lockerer Sprache. Mir gefällt die Serie.

Sameena Jehanzeb – Winterhof
Der Roman selbst sticht mit schönen Illustrationen hervor, welche die Erzählung stilistisch unterstützen. Besonders die Schmuckseiten der Kapitelanfänge heben sich heraus und geben eine besondere Note der Immersion für das Märchen. Insgesamt liegt so die Kraft des Buches in der Bildsprache, die anfangs vielleicht etwas naiv klingt, aber sich später mit Vehemenz Gehör verschafft. Dabei ist die Erzählung stringent und in sich logisch. Insgesamt ein trauriges, aber sehr starkes Buch, das zum Ende leicht in den Stoizismus geht. Lese-Empfehlung.

Sameena Jehanzeb – Siebensteinthal
So ähnlich wie im Film 11:14, in dem verschiedene Ereignisse zusammenlaufen, sind die Kapitel mit den unterschiedlichen Charakteren verbunden. Insgesamt zeigen die Erzählungen schnell den Konflikt auf, nehmen sich allerdings Zeit mit der Lösung. Der Weltenbau ist kohärent und mit jedem neuen Kapitel verliert man sich tiefer in Siebensteinthal – es wird magischer je höher die Seitenzahl ist. Wie so oft bei Cozy Fiction weisen die Charaktere, obwohl sie unterschiedlich sind, Gemeinsamkeiten auf, was die Geschichten relativ vorhersehbar macht. Nicht alles ist jedoch cozy, teilweise geht es in den Grusel/Horror, was eine willkommene Abwechslung ist. Kein Muss, aber empfehlenswert, ist die vorherige Lektüre von „Winterhof“, so dass man den Schluss ein wenig besser versteht.

Walter Moers – Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte
Das neue Buch von Walter Moers ist mit 20 Flabeln – ein Portmanteau aus lustige Fabeln – eher ein Kurzgeschichtenband. Durchaus lustig hier und da, es hat schrullige Charaktere, witzige Ideen, und ist sogar illustriert von Moers. ABER, die Geschichten haben weniger Orm, und die Übersetzung aus dem Zamonischen hat ein wenig darunter gelitten, dass das Deutsch mit seinen nur ca drei- bis fünfhundertausend Wörtern ein wenig ungeeignet ist. Moers versucht ja schon Wortschöpfungen aus dem Zamonischen zu transkribieren, aber teilweise hab ich das Gefühl, es liegt an den zamonischen Wortneuschöpfungen von Hildegunst von Mythenmetz, weil sie an dem gleichen Problem knabberte, als sie die alten Texte aus dem Alt-Zamonischen sammelte und veröffentlichte. Ein mutiges Buch auf jeden Fall, nicht für jeden etwas, es wirkt halt etwas hölzern, weil der Wurm drin ist, aber hier und da gibt es durchaus Unterhaltung.

Samuel R. Delany – Das Einstein-Vermächtnis
Es ist rätselhaft, das Buch, so dass ich es in Teilen nicht ganz verstanden habe. Die Erzählung ist durchaus gut, und für die 60er Jahre als auch heute immer noch originell und aktuell. Die Charaktere tragen ein wenig das Buch und die Handlung, auch wenn die Schichten im Buch nicht ganz so gut auseinander zu halten sind. Die Sprache ist wie schon in Babel-17 ein wichtiger Bestandteil und manchmal muss man ein wenig zurücklesen, um das Geschehen zu verstehen. Mal was komplett anderes – interessant zu lesen auf jeden Fall! – aber in der Gestaltung etwas verwirrend.

Gelesene Bücher August 2025

Posted by Björn on 3rd September 2025 in Allgemein, Buch

Joanna Russ – Erwachende Welten: Werke 2

Es ist schwer, unbeeindruckt von Joanna Russ Zorn zu sein, der in ihrer Erzählung „Der weibliche Mann“ eingeflossen ist. Allerdings mäandert die Geschichte hin und her, manche Brüche sind seltsam, und selbst zum Ende hin bricht die Autorin in ihrer Erzählung ab, um plötzlich einen komplett anderen Weg zu gehen. Die Sprache ist deutlich und wütend, anklagend und leidend. Dabei werden die Charaktere zwar markant beschrieben, aber die Selbsteinfügung der Autorin schwebt jederzeit drohend über der Kulisse, omnipräsent und vorwurfsvoll. Keine leichte Literatur, insgesamt aber interessant (finde ich).

Juri Ilkow – Kontakt mit Übermorgen

Diese Anthologie umfasst 19 Geschichten aus Bulgarien, teils deutlich SciFi teils eher ins Magische gehend. Insgesamt sind alle Geschichten auf einem hohen Niveau, teils lustig teils deprimierend. Die Qualität ist durchgehend auf höchstem Niveau, denn niemand anderes als die Koryphäe Erik Simon zeichnet sich (größtenteils) für die Übersetzung verantwortlich. Insgesamt auf jeden Fall eine Leseempfehlung für SF-Enthusiasten.

Graeme Simsion – Das Rosie-Projekt

Weil die Charaktere jetzt nicht 08/15 sind, habe ich eigentlich mehr von diesem „Liebesroman“ erwartet. Es ist nicht schlecht, aber… irgendwie zu sachlich und eher unromantisch. Das Buch *nicht* zu mögen ist auch eher schwer. Es hat durchaus seine guten Seiten, es hat Humor, sympathische Figuren und bietet durchaus eine interessante Erzählung, aber gerade das Ende fand ich persönlich irgendwie enttäuschend.

William King – Flesh to Shadow

Es gibt drei Novellen und eine Kurzgeschichte in diesem Grim Dark Fantasy Sammelband. Die Charaktere sind eher durchschnittlich – meistens eher Monsterfutter – und nur der Held bietet seine Ecken und Kanten, die dann auch wiederum für einen tragischen Helden stereotypische Elemente haben. Aber gerade das Worldbuilding und die Erzählung sind es, die wirklich Spaß machen und überraschende Elemente miteinbringen.

Das Buchjahr 2024

Posted by Björn on 4th August 2025 in Allgemein, Buch

Jahresfavoriten
Kategorie SciFi: Leigh Brackett – Das lange Morgen
Kategorie Fantasy: Sarah Adler – Knochenjob!
Kategorie Horror: Iain Banks – Die Wespenfabrik
Kategorie Liebesroman: Casey McQuiston – I kissed Shara Wheeler
Kategorie Allesandere: Sangu Mandanna – Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen

Flop des Jahres 2024:
Neal Stephenson – Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O

Deborah Install – Der Roboter, der Herzen hören konnte
Adrian Tchaikovsky – Die Scherben der Erde
Michael Moorcock – Die Saga vom Runenstab
Sarah Adler – Knochenjob!
J. C. Vogt – Anarchie Déco
Becky Chambers – Ein Psalm für die wild Schweifenden
Baek Sehee – I Want to Die but I Want to Eat Tteokbokki (EN)
Eowyn Ivey – Das Schneemädchen
Becky Chambers – Ein Gebet für die achtsam Schreitenden
Aliette de Bodard – A Fire Born of Exile
Andre Norton – Gefangene der Dämonen
Mary Robinette Kowal – Die Berechnung der Sterne
Peter Hohmann – Mothman
Mary Stormhouse – Draußen
Toshikazu Kawaguchi – Before the coffee gets cold
Neal Stephenson – Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O
Hervé Le Tellier – Die Anomalie
Carlton Mellick III – Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht
Leigh Brackett – Das lange Morgen
Suzanne Collins – Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele
Suzanne Collins – Die Tribute von Panem – Gefährliche Liebe
Suzanne Collins – Die Tribute von Panem – Flammender Zorn
Martha Wells – Übertragungsfehler
Jill H. Heinrichs – Prefix of Death
Jay Kristoff – Die Prüfung
Jay Kristoff – Das Spiel
Jay Kristoff – Die Rache
Ian Banks – Die Wespenfabrik
Nagib Machfus – Echnaton
Margaret St. Clair – The Hole in the Moon and Other Tales
Manuel Otto Bendrin – Legende eines Helden
Tanith Lee – Herr der Nacht
Dave Eggers – The Circle
Douglas Clegg – Die Brut
Sarah Brooks – Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
T. T. Dives – Uns bleibt nur die Flucht
Seneca – Seneca, Das große Buch vom glücklichen Leben-Gesammelte Werke
J. C. Vogt – Ich, Hannibal
Detlef Klewer – Necrosteam
Liza Grimm – Talus
Thomas Ziegler – Die Stimmen der Nacht
Markus Walther – Buchland
Casey McQuiston – I Kissed Shara Wheeler
Ambrose Parry – Die Tinktur des Todes
V. E. Schwab – Das unsichtbare Leben der Addie LaRue
J.M. Barrie – Peter Pan
Romy Wolf – Der Immerjunge
Mervyn Peake – Ghormengast, der junge Titus
Robert W. Chambers – Der König in Gelb
Neal Shusterman – Scythe: Die Hüter des Todes
Chuck Palahniuk – Fight Club
Jack Vance – Die sterbende Erde
Dahlia von Dohlenburg – Der süße Kuss des Todes
Uwe Post – für immer 8bit
Clive Barker – Imagica
Paul Leppin – Severins Gang in die Finsternis
Toshikazu Kawaguchi – Before the coffee gets cold, Teil 2
Sameena Jehanzeb – Brïn
Michael J. Sullivan – Zeitfuge
Joanna Russ – In fernen Gefilden: Werke 1
ETA Hoffmann – Die Bergwerke von Falun
Caroline Schmitt – Liebewesen
Sarah Rees Brennan – Long live evil
Galax Acheronian – Was wirklich zählt: Koloniewelten 05
Sangu Mandanna – Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen
Theresa Hannig – Pantopia
Samuel R. Delany – Babel-17
Indra Bahadur Rai – There’s a carinval today (abgebrochen)
Erin Morgenstern – Das sternenlose Meer
Meike Stoverock – Das Strahlen des Herrn Helios
Andreas Dörr – 13 Urbana Legenden
Frederik Brown – Die grünen Teufel vom Mars
Heather Fawcett – Emily Wildes Enzyklopädie der Feen
Robert Asprin – Viel Wirbel um Nichts
Daniel Suarez – Daemon
Rebecca Yarros – Fourth Wing
Andreas Eschbach – Der Letzte seiner Art
Jodi Taylor – Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv
Tehmina Durrani – Mein Herr und Gebieter
Michael Butterworth – Die Zeit der Hawklords
Mira Lindorm – Coralee (acht Bücher)

Das Buchjahr 2023

Posted by Björn on 4th August 2025 in Allgemein, Buch

Top 3 Jahresfavoriten:
Kategorie SciFi: Amal El-Mohtar – Verlorene der Zeiten
Kategorie Fantasy: Lew Marschall – Der Fluch des schwarzen Phönix
Kategorie Allesandere: Malinda Lo – Last night at the Telegraph Club

Top 5 Jahres-Highlights SciFi:

  1. Amal El-Mohtar – Verlorene der Zeiten
  2. Orson Scott Card – Enders Spiel
  3. Nils Westerboer – Athos 2643
  4. Martha Wells – Der Netzwerkeffekt
  5. Dan Abnett – Der Aufstieg des Horus

Top 5 Jahres-Highlights Fantasy:

  1. Lew Marschall – Der Fluch des schwarzen Phönix
  2. Walter Moers – Die Insel der tausend Leuchttürme
  3. T. J. Klune – Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte: Roman
  4. Margret Kindermann – Herz des Todes
  5. Pascal Wokan – Das Lied der Toten

Top 5 Jahres-Highlights „alles andere“:

  1. Malinda Lo – Last night at the Telegraph Club
  2. Monique Roffey – Die Meerjungfrau von Black Conch
  3. Sara Barnard – Vielleicht passiert ein Wunder
  4. Verena Wild – Vom Dachboden kann man den Himmel besser sehen
  5. Emily Houghton – Bevor ich dich sah

Übersicht der gelesenen Bücher/abgeschl. Miniserien (70):
w Judith Vogt – Wasteland
Dan Abnett – Der Aufstieg des Horus
Otfried Preußler – Krabat
Marc-Uwe Kling – Qualityland 2.0
Kim de l’Horizon – Blutbuch
Nils Westerboer – Athos 2643
Antje Wagner – Unicorns don’t swim: Erzählungen
Margret Kindermann – Herz des Todes
H.G. Wells – Der Krieg der Welten
Florian Eichhorn – Niut Pet – Die Himmelstadt 10
Monique Roffey – Die Meerjungfrau von Black Conch
Markus Zusak – Die Bücherdiebin
Terry Pratchett – Der zerstreute Zeitreisende
Anthony Reynolds – Ruination
Martha Wells – Der Netzwerkeffekt
Katherine Arden – Der Bär und die Nachtigall
Sabrina Zelezny – Feuerschwingen
Kate Wilhelm – Hier sangen früher Vögel
William Gibson – Count Zero
Sara Barnard – Vielleicht passiert ein Wunder 20
Aimee Bender – Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen
Phillip P. Peterson – Nano
Stefan Seitz – Das Unkrautland
Ursula K. Le Guin – Die linke Hand der Dunkelheit
Lew Marschall – Der Fluch des schwarzen Phönix
Delia Owens – Der Gesang der Flusskrebse
Oyinkan Braithwaite – Meine Schwester, die Serienmörderin
Madeleine Puljic – Herz des Winters
Madeleine Puljic – Flammen des Sommers
Anthony Doerr – Wolkenkuckucksland 30
Gary Shteyngart – Super Sad True Love Story
Pascal Wokan – Das Lied der Toten
Amal El-Mohtar – Verlorene der Zeiten
Caroline Ronnefeldt – Quendel
Pascal Wokan – Das Flüstern der Toten
Pascal Wokan – Die Stimme der Toten
Jasper Fforde – Der Fall Jane Eyre
Natasha Pulley – Der Uhrmacher in der Filigree Street
Thomas Olde Heuvelt – HEX
Paul Cleave – Der siebte Tod 40
Malinda Lo – Last night at the Telegraph Club
Ray Bradbury – Die Mars-Chroniken
Atlantis 2 Miniserie
Yrsa Sigurdardottir – Das letzte Ritual
Matt Haig – Ich und die Menschen
Walter Moers – Die Insel der tausend Leuchttürme
Ursula K LeGuin – Grenzwelten
Neil Gaiman – Niemalsland
Fran Ross – Oreo
Damian Dibben – Der Hund des Zeitreisenden 50
Verena Wild – Vom Dachboden kann man den Himmel besser sehen
Erich Ackermann – Die besten Geistergeschichten aus aller Welt
James Gunn – Der Tag vor der Revolution
Samrat Upadhyay – Arresting God in Kathmandu
Aybiline I. Dahlson – Sternenglut – Reisen ins Grenzenlose
Tino Falke – Sonnenseiten: Street-Art trifft Solarpunk
E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann. Jubiläumsausgabe
H. G. Wells – Die Meerjungfrau: Ein Gespinst Mondenschein
T. J. Klune – Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte: Roman
Nils Westerboer – Kernschatten 60
Xavier Wilhelm – Swallowed: Die Entführung der Qualle
Emily Houghton – Bevor ich dich sah
Alyson Noël – Stealing Infinity
Terry Pratchett – Der Sonne Dunkle Seite
Melanie Vogltanz – Sterblich
Melanie Vogltanz – Geläutert
Olaf Brill – Der kleine Perry 1
Mary Shelley – Frankenstein
Orson Scott Card – Enders Spiel
John Grisham – Das Fest

Das Buchjahr 2022

Posted by Björn on 4th August 2025 in Allgemein, Buch

Jahres-Highlights:
Martha Wells – Tagebuch eines Killerbots
Madeline Miller – Ich bin Circe
William Gibson – Neuromancer
Sven Haupt – Stille zwischen den Sternen
Ann Leckie – Die Mission
Joseph Sheridan Le Fanu – Carmilla

Übersicht der gelesenen Bücher/abgeschl. Miniserien (38):
Sophie Bichon – Und du fliegst durch die Nächte
Vergil – Aeneis
Terry Goodkind – Das Verhängnis der Schuld
Terry Pratchett – Eine Insel
Dean Koontz – Bote der Nacht
Joseph Sheridan Le Fanu – Carmilla
Hans Kneifel – Bruder der stählernen Wölfe (PR-TB 56)
Hans Kneifel – Flucht der Androiden (PR-TB 147)
Hans Kneifel – Die große Flut (PR-TB 149)
Hans Kneifel – Die Tempel des Todes (PR-TB 63)
Sven Haupt – Stille zwischen den Sternen (eBook)
Franz Kafka – Das Urteil / Die Verwandlung
Stephen King – Christine
Neil Gaiman – Good Omens
Irvin D. Yalom – Und Nietzsche weinte
Becky Chambers – Die Galaxie und das Licht darin
Hans Kneifel – Die Säulen der Ewigkeit (PR-TB 68)
Hans Kneifel – Der Städtebauer (PR-TB 152)
Hans Kneifel – Der Löwe von Akkad (PR-TB 156)
Hans Kneifel – Insel der Ungeheuer (PR-TB 159)
Ann Leckie – Die Mission
Andreas Brandhorst – Die Stadt
Mi-Ae Seo – Der rote Apfel
Martha Wells – Tagebuch eines Killerbots
Madeline Miller – Ich bin Circe
PR Miniserie Atlantis
Hans Kneifel – Karawane der Wunder (PR-TB 162)
Hans Kneifel – Nomaden des Meeres (PR-TB 165)
Hans Kneifel – Im Bann des schwarzen Dämons (PR-TB 173)
Hans Kneifel – Kämpfer für den Pharao (PR-TB 177)
Glauconar Yue – Das Herz des Zahnradmädchens
William Gibson – Neuromancer (eBook)
Jasmin Jülicher – Stadt der Tiefe
Fritz Leiber – Das Meerweib
Sophie Bichon – Und wir tanzen über den Flüssen²
Andreas Brandthorst – Ruf der Unendlichkeit
R. A. Salvatore – Der dritte Sohn
Perry Rhodan Miniserie „Arkon“

Artbooks sind wegen Wiederholbarkeit nicht in der Übersicht enthalten:
Jesse Kowalski – Enchanted: A history in Fantasy illustration
Henry Winchester – Steampunk: Fantasy Art, Fashion, Fiction & the Movies
Flame Tree Studio – The Astounding Illustrated History of Fantasy & Horror

Hörspiele sind nicht in der Übersicht enthalten, weil es (für mich) keine Bücher sind:
Alec Worley – The Watcher in the Rain: Warhammer Horror